Hüftentwicklung unterstützen - Risiko der Hüftdysplacie verringern!


Allgemeines: Grundsätzlich kann man sagen: Jede Struktur (Knochen, Knorpel, Muskel, usw.) im Körper benötigt einen spezifischen Reiz, damit sie gesund bleibt. Beispielsweise benötigen Knochen vor allem Zug- und Druckbelastung, während Knorpel eine gleichmäßige Druckbelastung braucht. Eine einseitige, asymmetrische Belastung kann zu einer fehlerhaften Entwicklung führen.

 

Stehen also die Hüftgelenkknochen nicht in optimaler Weise zueinander, verändert sich die Druckbelastung im Gelenk und sowohl Knorpel als auch Knochen können Schaden nehmen. Ursachen dafür können sein: genetische Faktoren, verändertere Winkelverhältnisse (z.B durch eine abgeflachte Gelenkpfanne) oder ein verlangsamter Reifungsprozess. Man spricht dann von einer Hüftdysplasie.

 

Da beim korrekten Tragen eine Anhock-Spreizhaltung des Babys (=optimale Gelenkstellung) unterstützt wird, verringert sich das Risiko einer fehlerhaften Hüftentwicklung. Das Gelenk erhält die wichtigen gleichmäßigen Druckbelastungen, die es zum gesunden Ausreifen benötigt. Aber auch bereits vorgeschädigte Gelenke können (nein: sollten!) mit dem Tragen unterstützt werden. Anders als bei medizinisch verordneten Schienen, wird beim Tragen der natürliche Bewegungs- und Erkundungsdrang nicht limitiert und das Baby erhält durch Mamas Bewegung zusätzliche kleine Druckreize ins Gelenk, die die Durchblutungssituation verbessern.


Um den Einfluss des Tragens auf die kindliche Hüfte zu verstehen, lohnt sich ein kleiner Blick auf die anatomischen Gegebenheiten. Auf diese Weise wird ersichtlich, welchen Einfluss eine korrekte Tragehaltung auf den Reifungsprozess hat und wie Tragen auch bei der Vermeidung von Hüftdysplasie unterstützen kann.

a.) Entwicklung des Hüftgelenks

 

Das Hüftgelenk (Art. Coxae) ist eines der größten Gelenke im menschlichen Körper und verbindet das knöcherne Becken mit den Beinen. Der Beckenring besteht dabei aus 3 einzelnen Knochen (Darmbein, Schambein und Sitzbein), die in der Gelenkpfanne, dem 1. Gelenkpartner, y-förmig aufeinandertreffen.

 

Beim Säugling sind diese Knochen zunächst nur knorpelig miteinander verbunden und die Struktur der Knochen ist an sich noch recht weich. Bis zum Ende des 1. Lebensjahres verknöchern die Beckenknochen miteinander und bilden eine stabile Gemeinschaft. Diese Entwicklung stellt eine Grundvoraussetzung für die Aufrichtung des Menschen dar. Eine gleichmäßige Knorpelschicht innerhalb des Gelenks ermöglicht zudem eine gleitende Bewegung in der Hüfte.

b.) Die „Hüftwinkel“ beim Baby und

die daraus folgende Beinhaltung:

 

Den 2. Gelenkpartner stellt der winklig abgeknickte Oberschenkelknochen dar. Dieser Winkel (CCD-Winkel), sowie der Alpha- und Beta-Winkel im Gelenk sind für eine gesunde Entwicklung und somit für die spätere Bewegung und Stabilität immens wichtig. Sie beeinflussen die Stellung des Oberschenkelknochens in der Pfanne.

 

 

Normwerte:

CCD-Winkel: Ca. 140°

Alpha Winkel: >60°

Beta-Winkel: >50-55°

 

 

Beim Erwachsenen befindet sich die gesamte Gelenkpfanne eher zur Seite orientiert. Der Mensch ist somit in der Lage die Beine nach hinten über die Senkrechte hinaus zu überstrecken.

 

Beim Baby ist diese „Überstreckung“ anfangs nur mit äusserlicher Einwirkung und entgegen des physiologischen Bewegungsmusters möglich. Das gesamte Hüftgelenk ist zunächst eher nach vorne orientiert. Die oben beschriebenen Winkelverhältnisse verändern sich in vorhersehbarer Art und Weise, je nach Alter und Entwicklungsstand des Kindes. Dadurch verändert sich die typische Beinhaltung des Kindes: Die Beine sind in Hüfte und Knie mind. 90°-120° angebeugt (Flexion/Adduktion oder ganz einfach als Anhockhaltung bezeichnet) und fallen leicht nach aussen (=“Spreizhaltung“ oder Abduktion). Der Po des Kindes ist zu jeder Zeit tiefer als die Knie (="M"-Position)


Wie kann Tragen der Hüfte helfen?

 

Schaut man sich die Position der Beine des Babys beim korrekten Tragen an, dann fällt auf, dass sie die physiologischen Gegebenheiten der Hüfte berücksichtigt. Besonders beim Tragen auf der Seite, aber auch beim Tragen vor dem Bauch oder auf dem Rücken (sofern das Gesicht des Kindes zum Träger orientiert ist) sind die Beinchen in der sogenannten Anhock-Spreizhaltung fixiert. Der Oberschenkelkopf steht dabei zentral in der Gelenkpfanne und sowohl Knochen als auch Knorpel erhalten die benötigten Druck- und Zugreize für eine gesunde Entwicklung.

Zusammengefasst:

 

Während einer optimalen Anhock-Spreizhaltzung gilt:

 

Beinchen mind. 90° (besser 100°-120° angehockt) und

ein Spreizwinkel von ca 80° (manchmal auch als halber Winkel angegeben, also 40°)

jeweils von Oberschenkel zu Oberschenkel.

 

 

Gut zu wissen:

 

Umso jünger ein Kind, umso größer (und wichtiger!) ist der Anhockwinkel.

Umso älter ein Kind, desto weniger Anhockung ist nötig.