Warum kostet Trageberatung Geld?

In der letzten Zeit erlebe ich immer mal wieder, dass einige Eltern verdutzt sind, wenn sie meine Beratungspreise erfragen. Zwinkernd sagt man mir, dass das ja ein „netter Nebenverdienst“ oder „leicht verdientes Geld“ sei.

 

Ich habe deshalb etwas überlegt, ob ich dazu einmal Stellung beziehen sollte und möchte die Gelegenheit nutzen um etwas mehr Transparenz zu schaffen und deutlich zu machen, wieso ich Trageberatung nicht verschenken oder vergünstigen kann.

 

Meine Beratung ist vor gut 4 Jahren aus einer Leidenschaft heraus entstanden. Ich habe mich damals dazu entschieden eine Fortbildung in einer Trageschule zu buchen und dieses Wissen, gepaart mit meiner eigenen Erfahrung, 1-2x im Monat nach Bedarf weiterzugeben. Ich dachte an ein Hobby, an eine fundierte Freundschaftsleistung. Dafür Geld zu verlangen fühlte sich Anfangs tatsächlich seltsam an.

 

Ich ahnte weder vom Bedarf an Trageberatung in der Umgebung, noch davon, wohin mich dieser Weg führen würde und was sich wirklich hinter einem wachsenden Kleingewerbe verbergen würde.

 

Binnen kürzester Zeit wurde aus vereinzelten Anfragen ein Pool an Emails und Anrufen. Man wollte nicht nur „allgemeine Tragetipps“, sondern fragte gezielt nach bestimmten Tragehilfen oder neuen Bindeweisen.

 

Aus 2 Tüchern und 3-4 Tragehilfen (die ich zunächst besaß) wurden auf diese Weise innerhalb weniger Monate mehr und mehr und mehr. Als zertifizierte Trageberaterin bekomme ich bei den allermeisten Herstellern (einmalige) Vergünstigungen auf Vorführmodelle, diese sind jedoch deshalb keineswegs umsonst. Die Arbeit verschiedene Tragehilfen zu kennen und zu besorgen liegt ausschließlich bei mir. Ich verbringe eine Menge Zeit in Foren, auf Herstellerseiten, z.T. auf Messen oder Stammtischen (oder anderweitigem Austausch mit Kolleginnen) um am Ball zu bleiben und zu erfahren, was gerade Up to date ist, wo es Veränderungen gibt oder welche neuen Systeme auf den Markt gespült werden. Kommt mir ein System geeignet vor, kaufe ich es von meinem eigenen Geld!

 

Doch es sind nicht nur Tücher und Tragehilfen, die auf meiner Liste stehen. Auch Zubehör (Schulterpolster, Gurtverlängerungen, Tragepuppen, Tragebekleidung, usw.) möchte vorhanden sein. Ich brauche Printmaterialien zum Zeigen und Austeilen (Poster, Visitenkarten, usw.) und selbstverständlich auch eine Waschmaschine, Reinigungsmittel und die nötige Zeit für diese Hintergrundarbeiten.

 

Ich benötige einen Laptop, ein Firmenhandy mit passendem Vertrag, eine Homepage und entsprechende Kanäle im Social Media. Diese kosten v.a. Zeit für Gestaltung und Pflege, aber zum Teil eben auch nicht unerhebliche finanzielle Aufwendungen. Mein Gewerbe muss versichert und meine Steuererklärung muss ordentlich sein. Dafür brauche ich gesonderte Policen und mit steigendem Umsatz auch fachliche Hilfe.

 

Für die Beratung selbst stelle ich einen Raum bereit (bis zum Brand war das meine komplett für diese Bedürfnisse ausgebaute Garage! - bitte denkt daran, dass wir hier nicht nur von Tragematerialien sprechen, sondern von Renovierungskosten, Mobiliar, Strom -, Wasser- und Heizkosten und nicht zuletzt von Getränken). Ist kein Raum vorhanden, bezahle ich je nach Unterkunft selbst Miete oder muss mir Koffer und Tragetaschen anschaffen, um mein Equipment überhaupt transportieren zu können.

 

Mein Beratungsmodell ist dabei recht offen gehalten. Anders als manche Kolleginnen setze ich Festpreise an. Ich plane also recht großzügig 1,5-2 Std für die Beratung ein und schaue oftmals auch nicht ganz so genau auf die Uhr, wenn sich Redebedarf zu Themen rund ums Baby ergibt. Wenn notwendig, verfüge ich über ein recht großes Netz von Bekannten und Adressen im Umkreis (von anderen Trageberatern, Kursleitern im Babybereich, bis hin zu Ärzten oder Therapeuten). Auch dieses Wissen stelle ich euch bei Bedarf gern zur Verfügung.

 

Im Nachgang bekommt jedes Elternpaar ein Emailskript von mir, welches ich alle paar Monate entsprechend der aktuellsten Sachlage ergänze. Bei Fragen oder Unsicherheiten bin ich per Email oder Nachrichtendienst jederzeit (i.d.R. sogar während des Wochenendes und innerhalb meines Urlaubes) für euch da.

 

So kommt es, dass manche Eltern niemals auf mich zurückgreifen müssen, während andere Eltern meinen Kontakt für Bilder oder Rückfragen im Handy behalten. Und wenn meine eigenen Kinder im Bett sind, verbringe ich gerne, aber nicht selten, noch einige Minuten bis Stunden um Tips per Mail oder Sprachnachrichten zu verfassen und manchmal sogar um spezifische Videos aufzunehmen. Erst wenn wir auf diese Weise nicht zum Ziel kommen oder ihr einen erneuten persönlichen Termin wünscht, berechne ich dieses.

 

Auch bin ich für euch bei mehreren Herstellern als Händlerin gelistet, damit ich euch bei der Anschaffung mit attraktiven Rabatten unterstützen kann. Dieses wiederum hat mich zunächst erstmal einen Gewerbeschein gekostet, anschließend eine Menge Emailverkehr und letztlich auch die Zeit, die ich zum Rechnungen erstellen oder Abholtermine vereinbaren bereitstelle. Zeit, die verständlicherweise niemand als Beratungszeit wahrnimmt, die aber bei meinem Gesamtangebot im Hintergrund steht.

 

Und während aus meinem Hobby eben doch ein wenig mehr gewachsen ist, stehen die Bedürfnisse meiner eigenen Familie natürlich auch im Raum. Meine Kinder müssen während dieser gesamten Zeiten ebenso versorgt und betreut werden und wer mich kennt, der weiß, dass ich meine Beratung nicht nur unter der Woche zu festen Öffnungszeiten ausübe, sondern eben auch sehr oft Abendstunden oder Wochenenden zur Verfügung stelle. Die Zeiten, an denen die meisten anderen Familien also ihre gemeinsamen Aktivitäten planen. Das mache ich von Herzen gerne, es geht jedoch nur, da ich einen tollen Mann habe, der unsere Kinder in meiner Abwesenheit so problemlos wuppt.

 

Nicht zuletzt gibt es dann noch einen weiteren Punkt, den es bei all dem nicht zu vergessen gilt: Trageberatung lernt sich nicht einmalig. Als ausgebildete Physiotherapeutin weiß ich nur zu gut wie wichtig es ist, regelmäßig an Fortbildungen in verschiedenen Bereichen teilzunehmen. So wuchs aus der Trageberatung z.B. mein 2. Baby – das MamaWorkout heran. Und so berate ich euch nicht nur zur geeigneten Tragehilfe, sondern habe stets auch eure körperlichen Gegebenheiten im Blick. Ich kenne die Grundlagen für präventives, körperschonendes Babyhandling und kann somit den Weg zum schmerzfreien Tragen nochmal ganz anders begleiten.

 

Ihr seht – Trageberatung ist weitaus mehr, als zwei Stunden „Privatunterricht“. Was ihr auf den ersten Blick seht, ist nur ein kleiner Teil meiner Arbeit. Rein wirtschaftlich betrachtet könnte ich somit wahrscheinlich noch ein Vielfaches mehr für meine Dienste verlangen. Meine Preise werden aber auch weiterhin fair und bezahlbar bleiben, denn mein Ziel ist nicht das große Geld, sondern die Leidenschaft des Tragens auf viele Eltern zu übertragen.

 

Ich danke euch für euer Verständnis! :-)