Baukastentragen - Der Nabaca im Test

Ganz aktuell im Trend sind sogenannte „Baukastentragen“. Sinn ist es, eine Trage zu erschaffen, die verschiedene Elternbedürfnisse vereint und dabei möglichst über die gesamte Tragzeit mitwächst. Eine dieser wenigen, bald auf dem Markt erhältlichen Modelle ist der Nabaca der Firma Hoppediz.

 

 

Im Rahmen unseres Tragenetzwerk-Arbeitskreises haben meine Kolleginnen und ich drei Baukastensysteme (Nabaca, Kawoni und MaMo) miteinander verglichen und ganz genau unter die Lupe genommen. Was wir dabei mit kritischem Blick herausgefunden haben und was ich zudem im Selbstversuch mit meinen Kindern (Tragling 1: wenige Wochen alt, Kleidergröße 56; sowie Tragling 2: 2,5 Jahre alt, Kleidergröße 98/104 und rund 16kg) ausprobiert habe, möchte ich hier einmal zusammenfassen. 

 

Allgemeines:

 

Der Nabaca ist eine Halfbuckle, bestehend aus 3 Grundelementen: Hüftgurt und Träger (jeweils erhältlich als Slim und Regular-Version), sowie einem mitwachsenden Rückenpanel (verfügbar in 3 Grundgrößen). Die Kapuze ist fest integriert und farblich ans Panel angepasst. Sie wird ca ab Ende Mai 2018 und zunächst in 3 Farben (grau, sand und schwarz) zu erwerben sein.

  • ·         Panel S: Größe 50-68
  • ·         Panel M: Größe 68- 86
  • ·         Panel L: Größe 86-104

Verfügbarkeit/ Preis:

 

 

Das Baukastensystem wird als Komplettset mit den Rückenpanelen in S und M in der gewünschten Version (slim oder regular) angeboten. Mit einem Preis von 139,99 € weist sie damit ein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis auf. Das größte Rückenpanel in L kann nach Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt für 29,99€ nachgekauft werden. Man bleibt somit dem bekannten Tragesystem über die gesagte Tragezeit treu. Die Trage wird dabei in Einzelteilen geliefert und muss vom Kunden in Eigenregie zusammengebaut werden.

 

 

Der Zusammenbau der Trage ist relativ selbsterklärend. Wer unsicher ist, wird jedoch in der beiliegenden, bebilderten Anleitung Schritt für Schritt zum Endergebnis geführt. Auch die Anwendung der Trage wird in dieser verständlich und nachvollziehbar erläutert.

 

 

Mein erster Eindruck war dadurch recht positiv. Bedienerfreundlich.

 

 

Träger und Hüftgurt:

 

 

Der Nabaca ist eine auffallend wuchtige Trage. Die Träger, sowie auch die Hüftgurte sind in beiden Größen extrem dick gepolstert (erinnern deutlich an den Bondolino) und besitzen mehrere Schnallen. Mein erster Gedanke war, dass man eine so massive Trage eher weniger an warmen Tagen nutzen würde und auch für die Handtasche ist sie eher nicht geeignet. Der Name „slim“ trifft in meinen Augen selbst für die schmaleren Träger nicht zu. Hier haben andere Baukastentragen deutlich dünnere, anschmiegsamere Träger. Der Fairness halber muss man jedoch sagen, dass das schlichtweg geschmackssache ist. Wer es gern gepolstert mag, wird hier sicher Freude haben.

 

 

Wer in der regular-Version einen vergleichsweise langen Gurt erwartet, wird jedoch enttäuscht. Bei Kleidergröße 46/48 des Tragenden ist der Gurt am Ende. Für sehr kräftige Mamas oder großgebaute Papas könnte es hier ggf. schwierig werden. Im Arbeitskreis wurde nicht klar, wo der wesentliche Unterschied beider Hüftgurte liegt. Die Slim-Version ist zwar etwas schmaler und auch etwas kürzer, allerdings darf man hier bei Weitem keinen dünnen, für kleine Mamas geeigneten Gurt erwarten. Kleidergröße 36/38 ist hier schätzungsweise das untere Größenmaß, damit man die Trage überhaupt erst sinnvoll anlegen kann. Die Gurte bauen also größentechnisch nicht aufeinander auf.

 

 

Um beim Zusammenbau ein besseres Durchfädeln des Hüftgurtes durch den Tunnelzug des Panels zu ermöglichen, gibt es innenliegende Gegenkletter. Das ist durchdacht und macht Sinn. Der regular-Gurt lässt sich jedoch trotzdem nicht sehr gut einschieben. Nach unserem Ermessen könnte ein halber Zentimeter mehr Stoff im Tunnel das Problem schon lösen.

 

 

Ein dickes Minus gibt es für die Gurtschnalle. In der Anleitung wird deutlich darauf hingewiesen, dass ein hörbares Klicken der Schnalle erfolgen muss, an der man den sicheren Verschluss erkennt. Es handelt sich um eine Sicherheitsschnalle, die dann normalerweise nicht einhändig geöffnet werden kann. Obwohl wir im Test alle das Klickgeräusch beachtet haben, konnten wir die Schnalle mehrfach einhändig öffnen. Beim genauen Betrachten fiel auf, dass der Verschluss bei unvorsichtigem Schließen nur einseitig einrastet. Zwar wird durch einen zusätzlichen Gummizug, sowie die MeiTai-Bindeweise ein Herausfallen des Kindes im Normalfall verhindert, allerdings verfehlt die Sicherheitsschnalle somit ihren Zweck. Hier muss man als Tragender also wirklich mit wachsamen Augen klicken.

 

 

 

Das Rückenpanel:

 

 

Das Rückenpanel selbst ist nicht gepolstert. Es besteht aus dünnem Baumwollstoff, der eine sehr gute Rückenrundung zulässt. Lediglich der Beinausschnitt ist zusätzlich gepolstert. Der Steg ist via Klett stufenlos verstellbar. Ein klares Plus! Über Versteller lässt sich das Panel seitlich, sowie an der Kopfkante raffen. Auch das ist positiv und eine deutliche Verbesserung zum Bondolino.

 

 

Die Kapuze ist angenehm kompakt und wird über Bändel am Träger befestigt.

 

 

Bei der Befestigung der Träger am Panel ist uns ein kleines Manko aufgefallen. Die Träger werden hier zunächst eingeklickt, anschließend durch eine feste Stoffschlaufe gefädelt und über einen kleinen Klettpunkt flach ans Rückenpanel angelegt. Der Klettpunkt hat definitiv keine haltende Funktion und riss beim Reinsetzen des Kindes mehrfach auf. Die Stoffschlaufe hält dabei die Schnalle nicht zuverlässig an ihrem Platz, sodass der Träger letztlich doch nur noch am Klickverschluss hängt. Das Kindsgewicht wird über diesen Verschluss zwar komplett getragen, allerdings verunsichert das reissende Geräusch des aufgehenden Kletts im ersten Moment sehr und eine leicht nachgebende Gummischlaufe (wie sie z.B. auch am Hüftgurt zusätzlich zur Absicherung verwendet wird) würde die Konstruktion optimieren.

 

 

Die vom Hersteller geführten Größenangaben der Panele sind passend. Tragling 1 sitzt unmittelbar nach der Geburt im kleinsten Panel vernünftig. Der Steg lässt sich entsprechend klein stellen und die Höhe des Panels reicht bei Kleidergröße 56/62 bis etwa zu den Ohren. Tragling 2 sitzt bei Kleidergröße 98/104 im größten Panel ebenso gut unterstützt.

 

 

 

 

 

 

Tragekomfort:

 

 

Fürs Rückentragen ist eine zusätzliche Querspange an den Trägern angebracht. Dieser Verschluss (kennt man von Fullbuckleträgern) ist eine echte Bereicherung für die Trage. Hier muss man also nichtmehr basteln, um ein rutschen der Träger in der Rucksackbindeweise zu verhindern.

 

 

Das Anlegen der Trage ist einer Fullbuckle entsprechend einfach. Auch der erste Praxistest nach Augenmaßeinstellung war sehr angenehm. Die Trage sitzt fest und bequem. Die Träger tragen das Kindsgewicht gut ab und man kann direkt loslaufen. Durch die starke Polsterung muss man ggf etwas häufiger Nachstraffen, aber das stört nur geringfügig.

 

 

 

Unser Fazit:

 

 

Der Nabaca hat Potential und kann guten Gewissens empfohlen werden.

Das System der Baukastentragen steckt jedoch noch in den Kinderschuhen und hat an einigen Ecken etwas Verbesserungsbedarf. Das gute Preis-Leistungsverhältnis macht ihn aber zu einer soliden Grundtrage, an der man – unter Beachtung kleiner Hinweise- durchaus Freude haben kann. Im Test mit den Vergleichstragen hat uns der Nabaca am besten gefallen.

 


Übersicht

Positiv:

 

  • Gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • Einfacher Zusammenbau + einfache Anwendung
  • 3 Rückenpanele erhältlich, die ab Gr. 50/56 bis Gr. 104 mitwachsen·        
  • Stufenlos verstellbarer Steg (via Klett)
  • Panelversteller seitlich, sowie im Kopfstützenbereich
  • Kompakte Kapuze
  • Weiche Polsterung für Tragekomfort
  • Ermöglicht stabile Rückenrundung des  Babyrückens
  • Beinausschnittpolsterungen verhindern ein Einschneiden in den Kniekehlen
  • Querspange für komfortables Rückentragen
  • Bebilderte Bindeanleitung

 

Negativ:

  • Wuchtige, sehr warme Träger (für warme Tage eher ungeeignet)
  • Gurt- und Trägergrößen unpassend bezeichnet: „slim“ ist nicht wirklich slim (mind. Kleidergröße 36/38?) und „regular“ eignet sich bis max. Kleidergröße 46/48
  • Regular-Hüftgurt lässt sich nur schwer ins Panel fädeln
  • Klettpunkt zum anschmiegen der Trägerenden reisst bei Zug auf (kein Sicherheitsaspekt, aber dennoch unglücklich!)
  • Ggf. einseitiges Einrasten der Gurtschnalle möglich

 



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